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Datum

28.12.2006

Etappe

KM 222(RCH) - Pismanta(RA)  

Activities

Distanz

90 km

Fotos

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Beim Aufwachen merke ich , dass Eis an den Zeltwänden klebt. Die kleinen Bachläufe, die in der Umgebung den Hang hinunterfliessen, sind zugefroren. Zum Frühstück gibt es meine vorletzte Packung Power-Gel sowie eine Dose des inzwischen verhassten Thunfisches. Ich gehe einige Höhenmeter hinunter, um mir Wasser zu besorgen - beim Hinaufgehen merke ich schon, dass mir die Höhenluft ziemlich zusetzt und ich mir vorstelle, dass man mit 90 eine solche Performance an den Tag legt. Nevertheless, ich muss weiter, gegen 9h starte ich.

Die Strasse geht weiter in Serpentinen den Berg hinauf, die ersten Kilometer bin ich noch im Schatten und es ist empfindlich kalt. Der Belag ist meist sandig, loses Material auf der Fahrbahn führt dazu, dass ich öfters steckenbleibe und das Rad bis zur nächsten befahrbaren Stelle rausschieben muss. Das Schieben ist noch mühsamer als das Fahren, da ein Reiserad ja nicht so handlich und auch wesentlich schwerer ist wie ein unbeladenes. Rundherum stehen überall die aus lauter Säulen bestehenden Eisfelder, was die direkte Sonneneinstrahlung als Ursache hat. Heute treffe ich auf mehr Fahrzeuge als in den letzten Tagen, ich kann sie aber am Vormittag trotzdem an den Fingern abzählen.

Nachdem sich die Strasse um den Berg herumgewunden hat, treffe ich auf Abzweigung zur Downhillstrecke, die 8km kürzer, aber auch wesentlich steiler und zum Bergauffahren ungeeignet ist. Ich weiss: jetzt kann es nicht mehr sein. So ist es auch, wenige Minuten später stehe ich auf 4.779hm am Pass. Ich habe es geschafft, ich bin oben am Paso del Agua Negra, von dem ich schon so lange geträumt habe. Und das nahezu ohne Schieben. Der Pass selbst, der genau am Andenhauptkamm liegt, ist nicht aufregend. Es stehen einige Skulpturen + Gedenksteine sowie 2 Grenzschilder hier. Also nix wie runter, vielleicht schaffe ich es heute ja noch bis in die Zivilisation zum Futtertrog.

Leider geht es zu Beginn gleich weiter wie auf der anderen Seite, die schlechte Schotterstrasse erlaubt bergab gerade einmal 5km/h. Dann gibt es wieder Serpentinen bis hinunter auf 4.300hm. Anschliessend wird es flacher und die Piste etwas besser, ein gelbes Band führt das Tal runter und bin wieder von wunderschönen Bergriesen umringt. Von normalem Fahren kann aber auch hier keine Rede sein, es beutelt einen ganz gewaltig durch. Man braucht hauptsächlich die Oberarme und ich bin froh, dass das Rad die Prügelpiste ohne Defekt aushält.

Auf 4100hm wird es dann ganz flach, es geht nahezu eben dahin. Und genau hier setzt wieder mörderischer Gegenwind ein und auch der Belag wird wieder schlechter. Gut 10 Kilometer geht es so dahin - die Fleischspeisen, die ich mir vors geistige Auge gehängt habe, habe ich schon wieder abgenommen. Ich glaube nicht mehr daran, dass ich es heute noch bis zur nächsten Stadt schaffe, so zäh geht es dahin. Dann kommt ein Schild, dass anzeigt, dass es noch 17km bis zur Strassenmeisterei sind, die sich in Guardia Vieja befindet.

Das Gefälle wird wieder steiler, teilweise fährt man auf Asphaltbrocken (die Strasse dürfte mal geteert gewesen sein, sich aber aufgelöst haben), meist aber auf tiefem Schotter, auf dem man aber ganz gut dahindriftet. In Guardia Vieja komme ich dann zur Gendarmerie-Station, die Formalitäten sind schnell erledigt und der nette Carabinero meint: ´Es sind noch 37 Kilometer bis Las Flores, alles Asphalt. Dort gibt es auch was zu essen´. Die Vorstellung daran mobilisiert natürlich alle Kräfte in mir, in 1:30h habe ich die Strecke - meist bergab, aber saumässiger Wind - bewältigt und bin in Las Flores. Die Grenze ist offen und die Einreiseprozdur in wenigen Minuten erledigt.

Den Ort lasse ich rechts liegen und fahre weiter nach Pismanta, da ich weiss, dass dort das Kurhotel ist. Ich finde das Ding auch gleich, ansonsten gibt es hier ja nix. Hotel und Zimmer sind ok, ich bin der glücklichste Mensch mit meinem Bett, einem tollen Abendessen und ein paar Bieren.

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