| 100 Kilometer, 1.400 Höhenmeter (plus das, was bei Abfahrten verloren geht) bei teilweise extremem Gegenwind - das ist die grobe Bilanz für heute. Nach dem Start geht es 20 Kilometer quer durch den ganzen Kessel. Dabei lerne ich 2 argentinische Radler aus Buones Aires kennen. Danach beginnen leichtere Steigungen und Abfahrten. Es ist heute strahlend blau und die Trucks auf der Strasse nerven wieder. Das Tal selbst ist etwas breiter als gestern.
Nach 40km bin ich in Polvaredas und ich hole die Argentinier wieder ein. Sie machen eine Pause, wollen heute auch nur bis Puente del Inca. Ich aber will heute auf den Paso und muss daher Gas geben. Bis hierher rinnendieKilometernoch so dahin. Nach dem Ort ein kräftiger Anstieg über mehrere Kilometer, ich treffe zwei weitere argentinische Radler, die nach Valparaiso fahren. Einer davon spricht Deutsch, da er in Süddeutschland gelebt hat. Insgesamt sind es 12 Kilometer bis nach Punta de Vacas, wo ich dann eine kurze Pause mache.
Danach teilt sich der in Rio Tupungato, Rio Vacas und den Hauptfluss, der ab jetzt um einiges stärker fällt. Auch der Anstieg der Strasse wird grösser und es setzt bösartiger Gegenwind ein. 8km kämpfe ich gegen die Elemente bis nach Penitentes. Hier ist auf 2600hm ein kleines Skigebiet und auch die vor 90 Kilometern angekündigte Pizzeria. Ich kann ihr aber widerstehen und verlasse den seltsamen Ort nach einer kurzen Rast im Schatten wieder.
Es sind nur 6 Kilometer bis zum nächsten Ort, aber der Kampf gegen den Wind ist ziemlich extrem und auch die Steigung ist nicht ohne. Dann bin ich in Puente del Inca auf 2800hm. Das ist ein richtiger Touristenort, man sieht jede Menge von ihnen, die die schwefelfarbene 28m breite Natürbrücke-Brücke besichtigen. Auch die obligaten Verkaufsstände dürfen hier natürlich nicht fehlen. Jetzt mache ich einen längeren Halt, und zwar bei einem Riesen-Sandwich und Ananas-Juice in einem der Restaurants.
Als ich wieder starte, ist der Wind so arg, dass ich überlege, ob es überhaupt noch einen Sinn hat, weiter zu fahren - tue es dann aber trotzdem. Gleich danach ist die moderne Zollstation, aber nur für ´Entrada´, ich hab meinen Grenzübertritt in Chile. Jetzt wird es richtig steil, der Wind gibt auch nicht nach, obwohl die Landschaft grossartig ist, habe ich kein Auge dafür. Wenig später gibt es einen Blick auf den Aconcagua, dessen Gipfel sich aber leider unter Wolken verhüllt. Ein langgezogenes S der Strasse bringt mich wieder ein paar Kilometer weiter. Ich bin schon ziemlich erledigt, jetzt muss ich durch einen längeren Tunnel und bin dann im halb zerfallenen Las Cuevas. Es ist die letzte Ortschaft vor der Grenze.
Weitere 2 Kilometer und ich stehe bei der Tunnelmaut. Ich habe schon gewusst, dass man hier nicht durchfahren kann, aber gehört, dass man per Huckepack mit LKW durchkommt. Man informiert mich, dass ich auf den Pickup warten solle. Die Tunnelgesellschaft selbst sorgt also dafür, dass ich auf die andere Seite komme - und das kostenlos, nicht schlecht! Während ich auf den Wagen warte, tratsche ich mit dem Tunnelposten. Er kommt ursprünglich aus Ungarn, ist seit 1950 hier und spricht ein wenig Deutsch. Echt ein netter Typ, der sich sichtlich freut, mit jemandem vom alten Kontinent sprechen zu können.
Mit dem Pickup geht es dann durch den 3 Kilometer langen Tunnel, ab jetzt geht es bergab und ich rolle 5 Kilometer zur Zollstation. Der ganze Ablauf hier ist wieder ziemlich chaotisch. Als mich einer der Zöllner fragt, ob ich denn ´any kind of food´ importiere, kann ich guten Gewissens nein sagen. Die Reste meines 2. Mega-Sandwiches habe ich 2 Minuten zuvor im Mistkübel entsorgt.
Um 20:30h bin ich nach 12,5 Stunden in Portillo. Der gelbe Hotelkasten, das Hotel Portillo, sieht seltsam aus und ist auch nicht billig, aber es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich lerne noch 3 Brasilianer, Claudio, Gustavo und Diana kennen. Sie fahren mit dem Rad von Valparaiso aus über den Pass. Wir unterhalten uns noch eine Zeit lang, dann falle ich totmüde ins Bett meiner Cabana, die am See liegt. |