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Datum

29.07.2009

Etappe

Ushgorod(UA) - Kosice(SLK)  

Activities

Distanz

135 km

Fotos

15

Vor 8 Uhr noch starte ich zur 5km entfernten Grenze am Nordwestrand der Stadt - Schock, ich darf hier nicht ausreisen! Oder besser gesagt: ausreisen dürfte ich schon, aber die Slowaken lassen an diesem Grenzübergang keine Fahrräder einreisen, weil es eine Transitstrecke ist!!! Ich muss mich erst einmal kurz von dieser Nachricht erholen, dann erklärt mir der nicht unkooperative ukrainische Grenzbeamte, dass ich ca. 20km in den Süden nach Sjurte fahren müsse, von dort dann noch einige Kilometer zu slowakischen Grenze, dort sei es mit dem Fahrrad möglich. Ich hätte unter Umständen sowieso gleich einen kleineren Grenzübergang gewählt, aber diese sind auf der Karte als zwischenstaatliche (also nur für Slowaken und Ukrainer) und nicht als internationale Grenzübergänge gekennzeichnet. Aber möglicherweise ist das jetzt anders, nachdem ja die Slowakei dem Schengen-Abkommen beigetreten ist.

Gesagt, getan: ich kämpfe mich also durch die ganze Stadt Richtung Süden, dann geht es 15km lang auf der Bundesstrasse mit Rückenwind - wenigstens das - nach Sjurte. Nachdem es hier ja keine Wegweiser gibt, frage ich nochmals nach: ja, hier geht es in die Slowakei. Irgendwie erwarte ich noch immer, dass man dort ´njet´ sagt. Ein paar Kilometer noch Richtung Westen, dann bin ich an der Grenze. Ein Wunder, sie lassen mich doch tatsächlich ohne Probleme drüber, es dauert keine 3 Minuten, dann bin ich wieder in der EU. Dieser Grenzübergang ist nicht einmal auf der Karte eingezeichnet, man kann auch nur zu Fuss oder mit dem Fahrrad passieren.

Es sieht hier gar nicht so übel aus, in der Ostslowakei. Die Strasse ist schmal und verkehrsarm, aber ich habe viel Seiten- und Gegenwind, zur Zeit ist nach alles flach. In Velke Kapusany will ich erstmals slowakische Kronen abheben, die nette Bankchefin führt mich zum Geldautomaten. Hmm, da kommen ja Euros raus!?! Auf meine diesbezügliche Frage erklärt sie mir, dass die Slowakei seit heuer den Euro hat. Auch gut, eine Währung weniger. Alle anderen neuen EU-Staaten dieser Region haben ja noch ihre alte Währung. Ich kaufe noch was ein, in dieser Stadt zeigen sich schon die hübschen Plattenbetonbauten, wie sie überall in der Slowakei zu finden sind.

Es ist jetzt extrem hart zu fahren, ich habe viel, viel Gegenwind und arbeite mich immer 10km-weise weiter, noch gibt es keine Steigungen. Bei km 100 kommen die ersten, und zwar nicht in Serpentinen, sondern gleich kilometerlang gerade mit 10% bergauf. Nach 450 Kilometer im Flachen beginnt nun also die Hügel- und Bergwelt. Nach Slanec mit seiner Burgruine ist noch ein Anstieg zu machen, dann kommt eine lange Abfahrt. Von der Ortstafel Kosice (deutsch Kaschau) bis ins Zentrum ist es noch ein weiter Weg, wobei auch einige Kilometer über den Radweg entlang des Flusses bis ins Zentrum der 2. Grössten Stadt der Slowakei führen. Dort dann die Überraschung: das Zentrum ist super, ein prachtvoller Platz mit mehreren hundert Metern Länge ist das Schmuckstück, ein architektonisches Juwel reiht sich an das andere, wobei der Elisabethdom im Stil des Stephansdoms den Mittelpunkt darstellt. Die Peripherie ist ja wie in Bratislava ja nicht so besonders schön, aber das Zentrum ist echt ein Hammer, die Habsburger haben hier wirklich was geleistet.

Auch ein Zimmer ist über die Touristen-Info schnell gefunden, mit 26,-- Euro heute nicht ganz so billig. Links und rechts überall Lokale mit Gastgärten, jetzt muss nach diesem wirklich anstrengenden Tag ein Bier her - und zwar ein dunkles oder auch zwei. Dabei lerne ich einen Finnen kennen, der hier Austauschstudent war und jetzt zum Klettern in der Tatra wieder an den Tatort zurückgekehrt ist (auf meine Frage, was er in der Zeit hier gemacht hat, meint er ´Actually I did nothing´). Mein Zimmer ist wirklich fein, das Rad steht heute bei der Rezeption. Nachdem die City wirklich was Besonderes ist, muss ich einen Zug durch diese veranstalten. Es wird etwas später, aber es gibt ja auch eine ganze Menge an Lokalen hier...

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