#

3

Datum

19.06.2011

Etappe

Chur(CH) - Novate Mezzola(I)  

Activities

Distanz

120 km

Fotos

27

Um 6h wache ich auf - es hat gottseidank aufgehört zu regnen und das Wetter sieht zuerst gar nicht schlecht aus! Das Verpacken des nassen Zelts ist ein Horror und ziemlich kompliziert, da man zuerst alles andere im Zelt drinnen verpacken muss. Auf jeden Fall war das Zelt dicht, das ist schon mal viel Wert. Ich bin schon reisefertig, als alle anderen noch schlafen. Rainer wacht gerade auf, als ich abfahre, wir verabschieden uns noch kurz. Der Radweg führt direkt beim Camping vorbei, in der Ebene geht es über Domat-Ems nach Reichenau/Graubünden, beide Orte sind wieder eine Enttäuschung.

Ich will weiter Richtung Westen, daher steigt es jetzt gleich mal ordentlich an hinauf nach Trin. Und schon beginnt das Regendrama erneut, nach dem Ort kommen die ersten dicken Tropfen vom Himmel, Richtung Norden und Westen ist es tiefgrau. Kurzer Frust, aber ein Blick Richtung Süden, wo der Himmel blau ist, sagt mir, was zu tun ist: auf nach Bella Italia! Ich habe nicht soviel Zeit, noch einige Regentage abzuwarten. Die Tour muss ich also komplett auf den Kopf stellen, zuerst will ich nach der Alpenüberquerung an den Comer-See, für weitere Planung brauche ich eine Karte.

Es ist zur Zeit noch nicht warm, vor allem wenn man schwitzend in den Schatten kommt, ist es empfindlich kalt. Jetzt zuerst mal zurück nach Reichenau/Graubünden, dann weiter im Hinterrhein-Tal auf dem Radweg nach Rhäzuns, von dort weiter über Cazis nach Thusis. Das ist heute der erste halbwegs ansprechende Ort, bis hierher hatte es nur leichte Steigung. Ich mache eine kurze Pause, danach geht es weiter mit der Einfahrt in die Via Mala Schlucht, einem recht schönen Abschnitt. Viele Motorräder (vor allem aus der Schweiz und Italien) sind unterwegs, es ist ja auch eine wirklich geile Strecke für die Bikes. Die Steigung wird stärker, in der Nähe verläuft die Autobahn. Der Via Mala folgt die Via Spluga, nach Andeer kommen viele Serpentinen, man kommt in Rofla vorbei.

Vor Sufers kommt man an den See, man umfährt diesen, dann ist man in Splügen. Auch dieser Ort ist nicht das Gelbe vom Ei, keiner, wo ich übernachten werde. Also rauf auf den Pass! Auf den ersten 2 Kilometern hat es weitläufige Serpentinen bei mehr als 10% Steigung, echt zähe Geschichte mit dem Reiserad. Auf den folgenden 3 Kilometern wird es offener und einfacher, ich fahre aber weiterhin immer einen Kilometer und mache dann eine kurze Pause. Jetzt kommen die engen Serpentinen, es ist wirklich steil, aber kein extrem-brutalo Anstieg. Nach 9km habe ich den Splügenpass auf 2.113hm erreicht - das war echt Arbeit (beim Start in Chur war ich auf 585hm).

Auf italienischer Seite geht es jetzt steil runter nach Montespluga, das am gleichnamigen Stausee liegt. Es geht um den nicht kleinen See herum, dann folgt eine ewig lange Serpentinen-Orgie mit teils extrem steilen Gefällen und vielen Tunnels - die Abfahrt habe ich mir nach mehr als 1600 Höhenmetern auch verdient. Das Überqueren des Passes hat zunächst noch keinen 'Klimawandel' mit sich gebracht, nach wie vor ist es ordentlich kalt. Der nächste Ort ist Pianazzo, erst nach 30 Kilometern ist in Chiavenna Ende des Downhills und erst jetzt wird es richtig warm. Nach Samolaco komme ich nach Novate Mezzola, hier ist Schluss, denn es gibt einen Camping-Platz. Erst mal muss ich das nasse Zeugs in der Abendsonne trocknen. Der Platz liegt direkt am Lago di Mezzola, einer Fortsetzung des Lago di Como, kostet nur Euro 10,-- und ist somit der billigste der ganzen Tour. Nach dem Aufbau gibt es Pizza und Bier, ich fühle mich blendend, habe mich zurück in den Sommer geradelt.

3 / 10