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Datum

03.10.2014

Etappe

Jerusalem(IL) - Tel Aviv  

Activities

Distanz

85 km

Fotos

4

Gestern hat mich eine Wespe gestochen, inzwischen ist der untere Teil des rechten Unterarms so richtig dick angeschwollen. Ich überlege, noch in Jerusalem ins Krankenhaus zu schauen, aber es wird wohl unterwegs auch wo eines geben. Also mache ich mich auf den Weg. Zuerst ein steiler Anstieg auf der Route 1, der Autobahn nach Tel Aviv, aus Jerusalem heraus. Dann wechsle ich auf die 395, einer relativ ruhigen Landstrasse. Mein Arm schwillt immer noch weiter an, obwohl es schon 20 Stunden her ist, seit mich das Vieh gestochen hat - die Position auf dem Fahrrad ist wahrscheinlich auf nicht günstig.

Der Arm sieht jetzt schon bedenklich aus, ich werde ins nächste Krankenhaus schauen. Als ich eine Pause mache, bleibt ein Typ mit einem Pickup stehen, hinten hat er ein Mountainbike oben – er wohnt hier in der Nähe in einem Kibbuz. Ich erzähle im mein Problem und er erklärt sich bereit, mich ins nächste Krankenhaus zu führen, zufälligerweise einem der besten im Nahen Osten, wo sogar Araber aus den Emiraten zur Behandlung herkommen. Das KH ist ein riesiger in den Berg gebauter Komplex in der Ortschaft En Kerem, ich muss mich erst mal durchfragen zur Notaufnahme. Die Sache ist auch nicht billig: ca. $300,-- pauschal für eine Behandlung in der Notaufnahme. Dann heisst es warten, schliesslich nimmt man mir mal Blut ab und meint, dass ich mir keine Sorgen machen brauche, es sei nur eine grossflächige allergische Reaktion. Na ja, so lerne ich auch das israelische Gesundheitssystem näher kennen.

Auch die Auswertung des Bluttests ist in Ordnung, ich bekomme aber keine Behandlung mit Steroiden gegen die Schwellung wie zuhause - macht man hier nicht mehr. Das einzige ist eine Betnovate-Salbe, dann bin ich entlassen. Ich habe jetzt fast noch immer die gesamte Strecke vor mir, um schneller voranzukommen, fahre ich jetzt aber auf der Autobahn. Es ist jetzt 15h und es ist der Vortag zum 'Yom Kippur‘ Fest, dem wichtigsten des Judentums. Das heisst, dass heute ab ca. 17h das ganze Land quasi heruntergefahren wird: es sind dann keine Geschäfte, Tankstellen oder Restaurants mehr geöffnet, auf der Strasse fahren keine Autos mehr, das öffentliche Leben steht für 1 Tag still. Das merke ich auch auf der Autobahn, zuerst noch ordentlicher Verkehr, später wird es immer weniger, bis dann nur noch Radfahrer unterwegs sind.

Der letzte Teil der Strecke wird noch recht mühsam, es hat ordentlichen Wind. Gegen 18h bin ich in Tel Aviv, mein Hotel liegt in Strandnähe. Futter gibt es heute keines mehr, alles zu. Und auch sonst gibt es hier heute nichts mehr zu tun, Israel schläft. Mein Unterarm ist inzwischen noch etwas mehr angeschwollen und hat jetzt das maximale Ausmass erreicht, sieht ungefähr so aus wie von Popeye, the Sailor … Ich bin hundemüde und es gibt nichts mehr zu tun, als auf meinem Mobiltelefon ein wenig fernzusehen.

8 / 11