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Datum

09.09.2002

Etappe

Pazardzhik(BG) - Haskovo(BG)  

Activities

Distanz

123 km

Fotos

10

Diese Nacht komme ich kaum zum Schlafen, da ich ein Moskitogeschwader im Zimmer habe. Obwohl ich zwischendurch ein Massaker anrichte, sind die Viecher nicht auszurotten. Um 8h frage ich nach dem Frühstück, die Antwort lautet "Breakfast, no". Der Schuppen hätte doch immerhin 2 Sterne auf der nach unten offenen Balkan-Tourist-Skala. Bei uns wären es auch 2 - allerdings 2 Monate unbedingt für den Zustand des Hotels. Ich muss mir mein Frühstück also selbst organisieren und hole mir ein Sandwich und trinke noch einen Kaffee in der Fussgängerzone. Anschliessend organisiere ich mir beim zufällig entdeckten Bike-Shop noch einen Ersatzschlauch.

Dann geht es auf die Piste, bis Plovdiv sind es 36 km. Die Strasse bis Plovdiv weist "viel Gegend", null Höhendifferenz und kaum Richtungsänderungen auf. An der Strasse stehen Gemüsehändler und ab und zu ein paar Nutten, die sich auf die älteste Art ein paar Leva verdienen wollen (ich habe zwar keine Preisauskunft eingeholt, aber die Mädels sehen einfach irrsinnig billig aus).

Als ich in Plovdiv ankomme, kann ich nichts von der gepriesenen Schönheit der Stadt, von der meine Sitznachbarin im Flugzeug erzählt hat, entdecken. Mit offenbart sich eine Industriestadtmit sehr zweifelhaftem Charme. Zugegebenermassen bin ich aber auch nicht in das Zentrum vorgedrungen.

Anstattdessen lasse ich mich nach einem Snack-Stopp bei der OMV-Tankstelle, den Wergweisern vertrauend, auf die Umfahrung leiten. Ich frage zwar noch zweimal, aber nachdem Radfahrer aud der Autobahn in Bulgarien kein Problem sind, glaubt man mich schon auf der richtigen Route. Schwups - und ich bin wieder auf dem Highway. Irgendwie gar nicht unangenehm, nach der doch einigermassen stressigen Strasse vorher habe ich meinen eigenen Streifen.

Nach einigen Kilometern ist Schluss mit der Herrlichkeit, die nächsten 30 km bis Popovits sind der blanke Horror: Schmale Fahrbahn, nicht einmal mehr ein Rest von einem "Fahrradstreifen" und massiver Schwerverkehr. Mit einem Auge fahre ich immer hinten, wenn sich 2 LKW auf meiner Höhe treffen, verlasse ich freiwillig die Strasse. Ich habe wirklich Angst um mein Leben und nach wenigen Kilomteren bin ich fix und fertig. Stress pur.

In Popovitsa verändert sich die Situation dann im positiven Sinne, die Strasse wird etwas breiter und viele LKW zweigen hier von und nach Bourgas ab. Dafür gibt es ab jetzt regennasse Fahrbahn. Nach einem aus 2 Sandwiches bestehenden Mittagessen, das ich mir wieder bei der OMV hole, geht es immer flach weiter nach Byala Reka, ich hoffe die ganze Zeit, dass kein Wasser von oben kommt und das Wetter hält auch.

Nach Byala Reka überholt ein entgegenkommender Bus einen LKW - ich muss wieder zur Kenntnis nehmen, dass Radfahrer in Bulgarien eigentlich nicht existieren und von der Strasse, um bei einem Frontalen nicht beweisen zu müssen, dass ich doch der Stärkere bin. In Vurbitsa habe ich das nächste Erlebnis dieser Art: Ein türkischer LKW überholt mich direkt vor einer Brücke so dicht, dass ich den Anker werfen muss, um keine nähere Bekanntschaft mit dem Brückengeländer zu machen.

Dann wird es so richtig hügelig und auch der Schwerverkehr nimmt wieder zu. Dabei zeigt sich, dass für bulgarische Autofahrer auch Kuppen kein Grund sind, ein Überholmanöver abzubrechen oder überhaupt erst anzufangen. Es ist wirklich ein Wunder, dass nicht noch mehr Gedenktafeln am Strassenrand stehen, als es ohnehin schon sind.

Bei der Abzweigung nach Haskovo mache ich bei einer Shell-Tankstelle noch einen Stop, um mich an Schoko und Orangen-Saft zu laben. Als ob der heutige Tag nicht anstrengend genug gewesen wäre, hat der Herr zum Abschluss noch einer besondere Prüfung für mich: Haskovo liegt in einem Kessel, der über einen 3 km langen 10%-igen Anstieg erreichbar ist, auf der anderen Seite geht es dann noch soweit bis ins Zentrum. Im Zentrum nehme ich mir im Hotem Aida dann ein Zimmer. Ich zahle 42 Leva (=DM), Natives zahlen die Hälfte. Auch hier zeigt sich der Charme der Stadt, der durchaus vorhanden ist, erst im Stadtzentrum.

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