#

5

Datum

28.05.2010

Etappe

Zadar(HR) - Bihac(BiH) - Graz(A)  

Activities

Fotos

23

Das gestrige Gewitter konnte der Schönwetterperiode nichts anhaben. Wir haben uns entschieden, die Rückreise über Bosnien zu machen. Wir wollen einmal in das Land hineinschnuppern und uns die Gebiete aus dem Krieg ansehen. Nach einem letzten Kaffee im Hafen von Zadar fahren wir schweren Herzens ab - ein paar Tage hätten wir es noch ganz gut ausgehalten. Wir fahren wieder Richtung Velebit, und zwar um das Karinsko More, welches ein Ausläufer des Velebit Kanals ist, herum. Jetzt steigt es zum ersten Mal, aber nur kurz, dann fährt man runter nach Obrovac. Es folgt der längere Anstieg auf den 766m hohen Prezid-Pass. Die Aussicht ist toll, man hat aber auch im Hinterkopf, dass dieses Gebiet im Krieg von 1991-1995 hefitg umkämpft wurde.

Abfahrt nach Gracac, etwas abseits der Strasse steht ein riesiges Einzelgebäude mit der Aufschrift "UN" und einem Plakat "For Sale", direkt neben der Strasse ein Gedenkstein für einen gefallenen kanadischen UN-Soldaten. Wir tanken, fahren dann weiter nach Bruvno, von wo die Nebenstrasse abzweigt. Die Strasse ist jetzt schmal und schlecht, es geht den Berg hinauf, die meisten Gebäude sind verlassen und verfallen - auch ohne Krieg wäre es vermutlich nicht viel anders gekommen, die Landflucht aus diesem abgeschiedenen Gebiet wäre sowieso passiert. Auch muss man noch dazu sagen, dass dieses Gebiet teilweise einen hohen serbischen Bevölkerungsanteil hat und daher auch noch einigermassen verschont wurde. Ich habe schon andere Gebiete gesehen, wo fast alle Häuser zerschossen waren, das ist hier nicht der Fall.

Wir kommen durch Donji Lapac, einer der ärmsten Gemeinden Kroatiens. Bis zur Grenze steigt es immer weiter an, die Siedlungen werden immer trostloser, die meisten Geäude verfallend, ein paar Kanonen stehen herum. Irgendwie ist überhaupt kein Leben in dem ganzen Gebiet, selten wo sieht man soviele verlassene Gebäude. In Nebljusi, dem letzten Ort in Kroatien, schauen wir uns die zerstörte Schule an, dann sind wir an der Grenze. Auf bosnischer Seite geben sich die Grenzer nicht mal die Mühe, unsere Pässe anzusehen, winken uns einfach vom Kaffee-Tisch aus durch. Landschaftlich ändert es sich jetzt insofern, als man ab jetzt den Fluss Una neben der Strasse hast. Er hat eine wunderschöne smaragdgrüne Farbe und wir werden seine Schönheit noch des öfteren bewundern, bis wir das Land wieder verlassen. Und wenn man geglaubt hat, dass die Lage in Bosnien noch trister wird, dann irrt man: zu Beginn gibt es schöne Häuser und gepflegte Landschaft. Wir kommen an einem Restaurant vorbei, das auf dem Areal einer alten Mühle gebaut wurde, machen Stop bei dieser wunderschönen Location

Bis Bihac ist es nicht weit, nur ca. 10km von der Grenze. Wir fahren in die Stadt hinein, die ja auch aus dem Bosnien-Krieg traurige Berühmtheit erlangt hat. Die Atmosphäre in der Stadt gefällt uns nicht, es hat irgendwie eine gedämpfte Stimmung. Auch baulich reisst uns das nicht vom Hocker, man sieht an vielen Gebäuden immer noch die Einschusslöcher aus dem Krieg. Im Zentrum mit Fussgängerzone steht die Moschee, die aussieht wie eine umgebaute Kirche mit angenietetem Minarett. Ansonsten prägt der Islam das Land nicht besonders. Nach kurzer Zeit haben wir genug, fahren weiter durch das enge Una-Tal. Verkehrsvergehen dürften strikt geahndet werden, man fährt die zum Teil vorgeschrieben 40. Wir haben schon Hunger, aber das erste Lokal sehen wir in Bosanska Krupa. Leider schmeckt das Zeugs - ich esse ein Kotlett - grauslich.

Wir fahren weiter entlang der Una, sehen jetzt natürlich wieder genügend Retaurants am Fluss, haben aber keine Lust auf noch eine Pause. An der Grenze in Bosanski Novi werden wir unsere letzten Bosnischen Mark los, dann fahren wir über Sisak und Zagreb nach Graz. Zu Hause sind wir todmüde, das waren knapp 12h im Auto. Es hat sich aber ausgezahlt, sich diese Gebiete anzusehen anstatt über die Autobahn zu brettern

5 / 5