AuthorThomas Vorauer
TeamThomas Vorauer
LänderChina (CN)
Zeitraum13.09.2015 - 04.10.2015
Distanz1.126 Kilometer
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Die heurige AUSTRIALICA-Tour war von der Schwierigkeit her (Höhenmeter, Länge) nicht mit dem letzten Teilstück vergleichbar, hatte aber auch so ihre Tücken. Einen kompletten Tag lang hatte ich heftigen Regen im Gebirge, sodass ich am Ende so klamm war, dass ich im Hotel nicht einmal mehr meinen eigenen Namen schreiben konnte. Ein weiterer Tag wurde mir durch den extremsten Wind, den ich jemals erlebt habe, versaut: 56km Tagesleistung nach 10 Stunden Fahrt sagen wohl alles aus. Der Wind kam wie durch einen Windkanal den Berg runter, sodass ich teils Mühe hatte, mich am Rad zu halten. Wirklich heftig! Am letzten Fahrtag schliesslich klopften über 70km Schotterpiste auf einer Baustelle das Sitzfleisch durch.

Meistens hatte ich über 100km Tagesleistung, teils sogar deutlich darüber, 151km waren das Maximum. Das Fahren auf der Autobahn, das hier unumgänglich war, stellte kein Problem, weder verkehrstechnisch noch durch Probleme mit der Polizei - in anderen Landesteilen soll das ja anders gelagert sein. Wie ich schon bei der letzten Tour feststellen musste, ist es schon relativ gefährlich auf Chinas Strassen. Man beachtet überhaupt keine Verkehrsregeln, was dann immer wieder zu bösen Unfällen führt. Bei einem mit vermutlicher Todesfolge kam ich dieses Jahr auch vorbei.

Natürlich gab es auch heuer wieder technische Defekte: 2 gleich am ersten Tag, als die Kette defekt war und ein abgebrochene Imbus-Schraube am Rahmen (Gepäcksträgerhalterung) mich gleich dazu zwang, eine Werkstatt aufzusuchen. Im Laufe der Tour brachen dann bei der Lenkertasche diverse Halterungen und die Luftmatratze Exped Airmat Basic UL wurde wieder undicht. Beide wurden in China beerdigt. Bei der Matratze werde ich nicht wieder zu Ultralight-Material greifen - einfach nicht zuverlässig genug.

Beim Equipment hatte ich vorher 2 Umstellungen vorgenommen. Anstatt meines Garmin Oregons fahre ich jetzt mit Smartphone (Halterung QUADLOCK) und der App OSMAnd als Navi und bin vollstens zufrieden damit. Ich finde die Bedienung wesentlich besser, intuitiver und einfacher und ausserdem kann ich so auf ein Gerät verzichten. Als 2. Umstellung habe ich mir eine Transporttasche (DEUTER  Cargobag) für den Flug angeschafft, da Air China nur ein Gepäckstück bis 23kg gratis durchlässt. Die Tasche musste ich natürlich mitschleppen, man kann sie aber auf Jackenformat zusammenpacken.

Die Kommunikation in China war wieder sehr schwierig, am Land ist Englisch zu 100% nutzlos, in der Stadt etwas weniger, aber auch hier geht es sogar in den Hotels oft nur mit Übersetzungstool. Die jungen Leute in den Städten lernen zwar Englisch in der Schule, sprechen aber oft nur ein paar Worte. Wirklich flüssiges Englisch sprechen meist nur jene, die im Ausland studiert haben. Mein Vorhaben, ein bisschen Chinesisch zu lernen, hatte ich natürlich auch nicht umgesetzt.

China ist kein Billigreiseland. Man kann zwar oft um 2 bis 3€ essen, oft ist man aber auch bei 7 - 10€ (inklusive Bier gerechnet). Bei den Hotels habe ich 2 verschiedene Kategorien kennengelernt, jene der geräumigen De Luxe Suites mit Preisen zwischen 35 und 45€ und jene der einfacheren Zimmer mit ca. 25€. In vielen Hotels gibt es nur erstere Kategorie, da gibt es dann meist auch gutes WLAN. Die Betten sind meist extrem hart (Pressspanplatte plus dünne Auflage) und für manche könnte das ein echtes Problem sein. Das Essen finde ich sowieso einen der Pluspunkte Chinas und ich habe mich wieder ordentlich durchgekostet. Mit den Leuten hatte ich kein Problem, eigentlich sind sie ja gar nicht so viel anders als wir, ausser dass sie seltsam sprechen, komische Zeichen als Schrift verwenden, manchmal Hunde essen, keine Essmanieren haben, usw. ...-) Viele der jungen Leute mögen übrigens das, was die Partei so gar nicht mag, zB Japaner, Taiwanesen und deren Lebensstil.

Nach dieser Tour befinde ich mich noch immer relativ westlich im Reich der Mitte. Bei der nächsten - übrigens um einiges längeren - Tour wird der Routenverlauf dann einen entscheidenden Knick nach Süden machen, aber bis dahin ist noch etwas Zeit.